La Paz ist in vielerlei Hinsicht eine verrückte Stadt. Entgegen der weitläufigen Meinung ist La Paz nicht die Hauptstadt Boliviens – das ist Sucre. Die Regierung sitzt aber in La Paz, was sie zur wichtigsten Stadt im Land macht. La Paz ist eine Art Kessel,die Stadt ist ringsum von steilen Hängen umgeben. Außenrum liegen zahlreiche Gebirge, die über der Stadt thronen. La Paz selbst liegt zwischen 3200 und 4100 Metern. Das macht die Stadt zum höchstgelegenen Regierungssitz der Welt.
Und zu einer unangenehmen Auswärtsfahrt südamerikanischer Fußballteams. Regelmäßig schimpfen Vereine der bolivianischen Liga, dass ein Auswärtsspiel im Estadio Hernando Siles nicht zu gewinnen ist. Ob die beiden ortsansässigen Vereine Club Bolívar und The Strongest La Paz deshalb die Liga seit Jahren dominieren?
Durch die besondere Lage wird ein Spaziergang durch die Stadt schon zu einer sportlichen Hochleistung. Es ist sehr hügelig und die Höhe raubt einem den Atem. Aber man gewöhnt sich daran. Und dann macht diese verrückte Stadt noch viel mehr Spaß. Und sie hält ständig neue Überraschungen bereit. Straßen sind plötzlich nicht mehr zugänglich. Große Polizeiwagen mit Wasserwerfern blockieren den Weg. Auf öffentlichen Plätzen setzen Eltern ihren Kindern Tauben auf den Kopf. Der Burger im abgeranzten Straßenwagen schmeckt so phänomenal gut, dass man nicht aufhören kann, Nachschub zu ordern. Das Verkehrsmittel der Wahl ist die Doppelmayr-Gondel. Die Bevölkerung, die sich selbst als fußballverrückt bezeichnet, ist beim Public Viewing der Copa America so still, als würde man einer Beerdigung beiwohnen. Naja, das Spiel hat auch wirklich nicht viel mehr hergegeben.
Am verrücktesten an dieser Stadt ist aber der Hexenmarkt oder Markt der Zauberei. In diesen kleinen Geschäften gibt es für jedes nur erdenkliche Problem ein Mittelchen. Pulver für einen runderen Po, mehr Kunden oder mehr Geld, Tropfen für eine schnellere Hochzeit, zur Trennung eines verfeindeten Paares und zum Entfachen der Leidenschaft. Überall hängen außerdem Lama-Föten von der Decke. In Bolivien glaubt man, dass man vor einem Hausbau ein Brandopfer für Pachamama (Mutter Erde) bringen sollte, dem man auch einen Lama-Fötus beilegt. Die Asche des Lama-Fötus’ muss als Fundament verwendet werden. Sonst hält das Haus nicht lange…